
Okay, ich geb’s zu, meine Überschriften waren auch schon mal phantasievoller, aber hier habe ich mich eben jetzt von der berühmten „Rose“ Getrude von Steins inspirieren lassen. Und genau betrachtet ist es ja auch so: ein Schreibtisch ist ein Schreibtisch – Mittel zum Zweck, nichts anderes, aber eben auch sehr individuell. Mindestens ebenso vielfältig wie all die „Roses“ aus von Steins Tautologie – seien sie nun menschlicher oder pflanzlicher Natur.
Kleine Schreibtisch-Typologie
Mein Schreibtisch zum Beispiel ist stets voll. Oft sehe ich nicht mal die Tischplatte oder zumindest nur sehr wenig davon. In regelmäßigen Abständen bekomme ich einen Rappel und pflege diesem Möbelstück ein furioses „tabula rasa“ angedeihen zu lassen. Aber binnen kürzester Zeit wächst alles wieder zu, als habe eine Killerschlingpflanze die Herrschaft über meinen Schreibtisch an sich gerissen.
Ganz anders Frollein Tochter. Ich weiß ehrlich gesagt überhaupt nicht, woher sie das hat. Von mir kann sie es definitiv nicht und von ihrem Vater kann sie es kaum abgeschaut haben. Sie pflegt ihren aufgeräumten Schreibtisch. Natürlich gibt es auch hier Zeiten, wo es mal wild aussieht, nämlich dann, wenn bergeweise Hausaufgaben zu erledigen sind, Mal-, Zeichen- und Bastelprojekte anstehen oder wenn einfach mal so eine gewisse Laune einzieht, in der man „laissez-faire“ als Lebensphilosophie betrachtet.

Schreibtischtäter oder Organisationstalent?
Aber insgesamt sieht ihr Schreibtisch meist doch sehr aufgeräumt und ordentlich aus. Und auf originelle Weise gut organisiert. Wobei das mit dem organisieren ja so eine Sache ist. Das läuft inzwischen bei uns folgendermaßen ab: Ich kaufe mir eine hübsche Kleinigkeit, bringe diese mit anderen Einkäufen des täglichen Bedarfs nach Hause und Frollein Tochter entdeckt, was ich mir! gekauft habe. Sie bricht in Begeisterungsstürme aus, nimmt sich das Teil und bedankt sich überschwänglich bei mir – was sie übrigens in der Form nicht macht, wenn ich explizit etwas für sie mitgebracht habe. Genau so geschah das neulich mit einer kleinen Sukkulente, die ich für mich geholt habe und die sie sich sofort unter den Nagel gerissen hat bzw. die sie sich organisiert hat. Über mich. Und die jetzt mitsamt ihren Kopfhörern auf der hölzernen Etagere platziert ist.

Genauso geschah es auch, als ich vor ein paar Wochen ein paar tolle Sachen von tujuh – Schöne Dinge zugesandt bekam, die ich für mich! ausgesucht hatte. So ganz klammheimlich wanderten die Dinge ab, für die ich wohl in ihren Augen zu uncool bin. Zum Beispiel die Bürobürste aus Nussbaumholz. Eigentlich dachte ich, dass mich so ein hübsches Teil mehr dazu animiert, die Berge auf der Tischplatte nicht wieder anwachsen zu lassen. Aber nein – Frollein Tochter findet, dass die Schreibtischbürste auf ihrem Desktop besser aussieht. Stimmt ja auch irgendwie, weil mein Schreibtisch dunkelholzig ist und deswegen die Bürste dazu etwas kontrastarm ist.

Was dir gehört, gehört vor allem mir!
Ebenso das rote Filzmäppchen, das ich mir ausgesucht hatte, um solche Dinge wie Lippenstifte oder auch Kugelschreiber in der riesigen Handtasche gebündelt aufzubewahren und damit wiederzufinden. Das würde ich in dem Mäppchen nämlich eiskalt gemischt unterbringen, auch auf die Gefahr hin, dass ich mir im geistesabwesenden Zustand dann die Lippen mit Kugelschreiber anmale oder irgendwo mit Lippenstift meinen Senf dazu kritzle. Das Mäppchen hatte es mir gleich angetan, weil es so gemütlich aus burgunderfarbenem Filz und mit japanisch anmutendem Muster bedruckt ist. Genau meines! Dachte sich wohl auch Frollein Tochter. Jetzt müssen wir das entweder in einem fairen Duell klären oder uns abwechseln oder ich klau mir das Mäppchen heimlich wieder zurück…

Übrigens ist inzwischen auch die hölzerne Etagere bei ihr gelandet, als Ablage für alles, was man in Reichweite haben, aber dennoch nicht auf der Tischplatte rumliegen sehen möchte. Die hölzerne Etagere ist sowieso ein Universaltalent, wie ich finde, denn sie macht auch als mehrstöckiger Obst- und Gemüsepräsentierteller oder einfach saisonal dekoriert etwas her. Nur für Häppchen, die krümeln und fetten, finde ich sie zu schade. Dafür habe ich dann eine stinknormale weiße Porzellan-Etagere.

So gemütlich: Soulfood am Schreibtisch
Und wenn wir hier gerade schon beim Essen sind: am Schreibtisch essen ist auch so eine (Un)art, oder!? Das machen wir aber beide gerne, sowohl Frollein Tochter als auch ich. Natürlich speisen wir durchaus auch zusammen am Esstisch, aber manchmal, wenn jeder so alleine vor sich hinchillen möchte, dann wird am Schreibtisch gegessen. Aus Schüsseln versteht sich, ist irgendwie entspannter.

Hier auf diesem Bild gab’s farblich zum Filzmäppchen und zur Schreibtischbürste passend Hirse nach Art des Milchreises zubereitet mit selbst gekochtem Apfel-Pflaumen-Kompott, welches ziemlich zimtlastig war und schon ein wenig nach Weihnachten schmeckte. So richtiges Soulfood also, das man so nebenher futtern kann, während man ein Buch liest, etwas plant, durch Blogs stöbert oder Leute auf Insta stalkt.

Aber zurück zum Schreibtisch. Ich versuche es wirklich schon seit Jahrzehnten, meine Tischplatte mal in Richtung Minimalismus zu bekommen. Aber bei mir klappt das einfach nicht. Ruckzuck sind die Stapel wieder da und ich bin damit beschäftigt, das Chaos zu verwalten. Wobei ich mich da bestens zurechtfinde. Problematisch ist es bei mir immer dann, wenn ich mal wieder die Platte geputzt habe und anschließend nichts mehr finde.
Ich bin also eindeutig der Typ Chaot und meilenweit vom Minimalisten entfernt. Wie sieht das bei euch auf dem Schreibtisch aus? Geputzte Platte oder gestapeltes Material!? Oder vielleicht eher dazwischen, so ein moderater Chaot oder ein gemäßigter Minimalist? Ich bin gespannt auf eure Outings!
Liebe Salvia,
wie habe ich mich über deinen Beitrag amüsiert. Wirklich toll geschrieben und das Phänomen mit den Gegenständen, die mehr Reiz besitzen, wenn sie jemand anderes für sich selbst gekauft hat, kenne ich. Mein Opa hätte ein Lied davon singen können. Seine Sachen fand ich stets super cool und ich habe oft, sehr oft, erfolgreich so lange genervt, bis sie dann mein Eigentum waren. Das waren schöne Zeiten und ich muss sagen, ich besitze das meiste davon noch und schätze es irgendwie mehr als alles andere.
Mein Schreibtisch sieht recht unterschiedlich aus. Auf Arbeit ist er immer dann ordentlich, wenn ich gerade das Büro betrete oder gehe. Ansonsten herrscht das übersichtliche Chaos. Zu Hause habe ich gar keinen Schreibtisch und funktioniere dann einfach meinen Esstisch um.
Liebe Grüße,
Mo
hihi, das ist ein witziger Beitrag! ich habe nur einen sehr schmalen Schreibtisch, der aber auch für alles dient! im Prinzip muss da ja auch nur mein Laptop Platz haben … wenn ich lerne, dann gehe ich gerne auch mal in ein auswertiges Büro, wo ich viel Platz habe 🙂
liebste Grüße auch,
❤ Tina von liebewasist.com
Liebe was ist auf Instagram
Also die Bürobürste finde ich ja mal genial. Habe ich so in der Form noch nie gesehen, scheint aber echt praktisch zu sein. Mein Schreibtisch ist eigentlich immer sehr aufgeräumt – da achte ich drauf! 🙂
Liebe Grüße,
Verena von whoismocca.com und thepawsometyroleans.com
Minimalismus auf dem Schreibtisch? Kann man bei mir total vrgessen. Ich schaffe es, mit nem Blatt Papier und nem Bleistift eine Unordnung ersten Grades zu erzeugen! Die Bürste finde ich witzig, die gefällt mir richtig gut.
So ähnlich geht’s mir auch immer – ich weiß gar nicht, woher das Kind dieses OrdnungsGen hat!
Ohje da muss ich mich leider outen: mein Schreibtisch ist Unsichtbar unter dem Haufen an Zeug und Dokumenten. So zuverlässig wie es im Büro klappt, zuhause hasse ich Office Arbeit und das siegt man meinem Schreibtisch auch an. Mein Blog läuft auch vom Sofa aus 😉
Viele Grüße
Wioleta
Ja, die Farbe meiner Schreibtischplatte kenne ich auch nur aus grauer Erinnerung 😉
Mein Schreibtisch ist ja eigentlich mein alter Esstisch und darauf herrscht gepflegtes Chaos 😉
So nenne ich es zumindest 🙂
„Gepflegtes Chaos“ hört sich gut an!
Das ist mal ein witziger Beitrag. 🙂 Zuerst muss ich sagen das dein Stifthalter der Oberhammer ist. Habe ich noch nie gesehen und ist ein wirkliches Unikat. Auf meinem Schreibtisch ist es recht ordentlich, denn Unordnung stresst mich total. LG, Claudia
Möglicherweise stresst mich das SchreibtischChaos ebenfalls, aber es ist wohl noch nicht die Schmerzgrenze erreicht 😉