
Natürlich möchten wir nicht unbedingt vom Fußboden essen, weder zuhause noch in der blitzblank geputzten Altstadt von Nîmes, aber diese Böden sehen wirklich fast aus wie eine geputzte Arbeitsplatte in der Küche. Zumindest war es so, als wir dort waren. Sonntagmorgen fuhr die Straßenreinigung durch die Gassen und polierte offensichtlich den Nîmer Fußboden auf Hochglanz. Sonntagmorgens in Stuttgart sehen die Straßen und Gehwege ganz anders aus…
Sonntagmorgen in der Markthalle von Nîmes
Und wenn wir schon gerade beim Sonntag sind, so kann ich euch hier gleich das wöchentlich wichtigste gesellschaftliche Event in Nîmes verraten: Sonntags in die Markthalle zu gehen, die auch hier einfach „Les Halles“ genannt werden und von unserem Hotel L’Amphithéâtre bequem zu Fuß erreichbar waren.

Da trifft man sich, nicht nur um Obst, Gemüse, Pasteten, Fleisch und anderes gutes Zeug einzukaufen, sondern auch, um dort einfach schon das eine oder andere zu probieren, den Magen so langsam mal in Stimmung zu bringen und natürlich um mit Freunden und Bekannten die Ereignisse der vergangenen Woche revue passieren zu lassen.

Wir hatten im Hotel bereits excellent gefrühstückt und insofern nur wenig Bedarf, gleich wieder etwas zu verspeisen. Aber hätten wir noch Platz gehabt und hätten wir nicht wenig später mit dem Zug gleich weiter nach Avignon fahren müssen, dann wäre hier bestimmt die eine oder andere Leckerei vor Ort verspeist oder eben mitgenommen worden.

So kaufte ich nur ein paar Mandarinen, die übrigens auch ganz hervorragend waren. In Frankreich scheint man ein ganz anderes Verhältnis zu Lebensmitteln zu haben als in Deutschland. Hier kaufen die Leute eher kritisch ein. Es käme nichts in die Tüte, was unfrisch oder nicht appetitlich ist. Deswegen kann man bei so gut wie jedem Stand auch probieren, bevor man einkauft. Natürlich nur bei den Lebensmitteln, bei denen es sich anbietet. In eine rohe Hasenkeule wird man in der Markthalle wohl eher nicht probeweise reinbeißen…

Überall zu sehen: das Nîmer Stadtwappen
Auch hier in der Nîmer Markthalle fanden wir ganz prominent das Nîmer Stadtwappen an allen möglichen Stellen eingearbeitet. Diesem Wappen, das ein Krokodil und eine Palme darstellt, begegnet man ständig in Nîmes. Auf den Gehwegen, den Plätzen, auf Pollern oder an anderer Stelle.

Ebenfalls am gut besuchten Place du Marché, wo der Brunnen nach Entwürfen des französischen Künstlers Martial Raysse steht, wurde das Symbol Krokodil und Palme versinnbildlicht. Ein Brunnen mit einem nicht mehr angeketteten Krokodil und die prominent aufgestellte Palme auf dem ehemaligen Marktplatz zitieren das Stadtwappen. Übrigens ist dieser Platz ein beliebter Treffpunkt um etwas trinken oder essen zu gehen.

Geschichte hinter der Symbolik des Nîmer Stadtwappens ist, dass ein römischer Feldherr und Adoptivsohn von Gaius Julius Caesar (der Cäsar, den wir alle kennen) namens Oktavian im Jahr 31 v. Chr. in kriegerischer Absicht nach Ägypten aufbrach und zusammen mit Agrippas Seeflotte das Reich am Nil zu Zeiten Cleopatras eroberte. Zur Feier dieses Ereignisses wurde in der römischen Kolonie Nîmes die Münze mit dem an die Palme geketteten Nilkrokodil geprägt. Im Jahr 1986 wurde das Nîmer Wappen von Designer Philippe Starck modernisiert. Heute sieht man es wirklich überall in der Stadt gülden glänzen.

Essen und genießen in Nîmes
Dass „Les Halles“ in Nîmes eine gute Quelle für den Einkauf von frischen Lebensmitteln ist, habt ihr ja nun schon erfahren. Darüber hinaus kann man natürlich auch in Nîmes gut essen gehen oder leckere Backwaren einkaufen. Da unsere Zeit nur knapp bemessen war, haben wir hier nicht allzu viel persönlich erkunden können, aber eine Boulangerie soll hier auf jeden Fall erwähnt sein: Croquant Villaret zentral gelegen in der Altstadt von Nîmes.

Dieser Laden ist schon seit dem 18. Jahrhundert in Familienbesitz. Berühmt wurden sie damals durch ein Mandelgebäck, nämlich „Croquant Villaret“, welches zwar steinhart, aber sehr lecker sein soll. Wer in dieses Gebäck nicht mehr herzhaft hineinbeißen konnte, hat es eben in ein Gläschen Champagner getunkt, so dass man sich den Croquant auf der Zunge zergehen lassen konnte – das zumindest erzählte uns Konferenzführerin Claudia Vandin, als wir mit ihr zusammen durch die Stadt streiften.
Die Boulangerie Croquant Villaret war jedenfalls am Sonntagvormittag fast wie ein Taubenschlag. Ein ständiges kommen und gehen von Einheimischen, die sich hier ihre Baguettes, Croissants und Pains au Chocolat holten. Es wirkt auf mich immer sehr vertrauenserweckend, wenn vor allem auch Einheimische und nicht nur Touristen in bestimmten Läden einkaufen oder in Restaurants speisen. Dann kann ich eigentlich davon ausgehen, dass es gut und landestypisch sein muss und nicht speziell für Touristen attraktiv hergerichtet wurde. Beinahe hätte ich’s vergessen zu erwähnen: in der Boulangerie Croquant Villaret kann man auch einfach frühstücken gehen. Oder Kaffee trinken und sich einmal durch deren Leckereien futtern…

Über Restaurants in Nîmes können wir aus eigener Erfahrung nicht allzu viel berichten, da wir tatsächlich nur einmal zu Abend gegessen haben. Im Villa Roma am Amphitheater war das Essen italienisch angehaucht und empfehlenswert. Alles frisch und appetitlich zubereitet.
Andere Lokale haben wir nicht von innen besichtigt, aber hier gibt es eine ganz schöne Auswahl verschiedener Restaurants in unterschiedlichen Preisklassen und Stilrichtungen.
Weiter geht es der Sonne entgegen

Bei unserem sonntäglichen Stadtspaziergang durch Nîmes kamen wir auf der Schattenseite der Arena auch diesem Stierkämpfer etwas näher. Okay, der steht hier schon seit Jahren und wartet auf seinen Einsatz, aber er scheint den Leuten auch ein amüsiertes Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Ob das wohl nur an den perfekt ausgearbeiteten Stickereien seines Boleros liegt?

Nachdem wir unseren vormittäglichen Sonntagsstreifzug durch Nîmes beendet hatten, hieß es auch schon wieder Koffer packen. Schließlich wollten wir ja noch weiter der Sonne entgegen fahren. Nîmes war schon vergleichsweise mild und sonnig von der Atmosphäre her. Aber da ist bestimmt noch eine Steigerung möglich!

Deswegen beenden wir den Besuch in Nîmes mit dem Gang zum Bahnhof, um bald mit der nächsten Stadt im Süden Frankreichs Bekanntschaft zu schließen. Hier fanden wir schon so eine gewisse südliche Leichtigkeit. In Nîmes dürften sich alle schwäbischen Kehrwochenfetischisten sehr wohl fühlen, so blank gewienert wie sich die Altstadt präsentiert. Sehr adrett und sehr nett – wir wären gerne in die Verlängerung gegangen.
Wer von euch war schon einmal dort? Was habt ihr entdeckt? Ich bin gespannt auf eure Kommentare!
Nîmes hat sich übrigens für den Titel „UNESCO Welterbe“ beworben. Wer dieses Anliegen ebenfalls unterstützen möchte, findet hier weitere Informationen (englisch/französisch) sowie einen schönen Imagefilm über diese Stadt.
Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Atout France im Zuge des French City Awards. Hier werden aber ausschließlich unsere Erlebnisse und Meinungen verbloggt.